Am Anfang ist der Docht, eine Schraube und ein großer Bottich mit flüssigem Bienenwachs.
Das, was gerade meditativ klingen mag, ist es auch: Kerzenziehen.
In den letzten Wochen vor dem Distanzlernen im Dezember machten die Kinder der Grundschule am Ottermeer dank Ilse van Opzeeland diese wunderschöne, ruhige und besinnliche Erfahrung. Corona- konform, mit Mundschutz, draußen, mit kalten Fingern, Füßen und möglicherweise Ohren. Trotzdem -oder gerade deshalb waren es besondere Stunden für alle Beteiligten.
Bereits früh morgens hauchte Ilse van Opzeeland den Schulhof mit ihrem Kocher und dem von ihr eigens umfunktionierten Topf weihnachtliche Stimmung ein. Der Duft von flüssigem Bienenwachs und einem Gaskocher lag in der Luft. Die Kinder waren voller Vorfreude und gespannt auf das, was sie erwarten mochte.
Kaum ein Kind wusste, wie aus einem großen Topf mit flüssigem Bienenwachs eine Kerze entstehen sollte. Ilse van Opzeeland erklärte jeder Klasse, wie das möglich ist.
Zunächst wurden Bienenwachsplatten in dem eigens von ihr zu diesem Zweck hergestellten Kocher erhitzt und zu flüssigem Wachs geschmolzen. Jedes Kind bekam einen Docht, an den eine Schraube geknotet war. Das, was zunächst für einige Lacher sorgte, stellte sich im Laufe der ersten 15 Minuten als durchaus nützliches Hilfsmittel heraus. Irgendwann formulierte es ein Kind: „Ahh, das ist, damit die Kerze gerade wird.“ Recht hatte es.
Nacheinander tauchten alle Kinder einer Klasse ihren Docht- mit Schraube- in die Tiefen des flüssigen Wachses. Nicht zu lange, da das Wachs sonst wieder schmelzen würde. Aber auch nicht zu kurz, da sonst keine ordentliche Wachsschicht entstünde. Nach dem Tauchgang war kurzes Warten zum Abtropfen des restlichen Wachses erforderlich, bevor die Kinder sich mit sehr ruhiger Hand- damit das Wachs trocknet und nicht zu viel Bewegung „in die Sache kommt“ wieder am Ende der Schlange anstellten.
An einigen Tagen war es kalt, windig und regnerisch, doch die Gesichter der Kinder waren hochrot vor Aufregung über das, was da in ihren Händen entstand. Kein Kind beschwerte sich, viel zu wichtig war das, was gerade passierte.
Als die Kerze stabil genug war, schnitt van Opzeeland die Schraube unten an der Kerze ab. Nach rund 30 Tauchgängen ins heiße, flüssige, besonders duftende Wachs, war die Kerze fertig. „Endlich“ und „schön“, „guck mal“„fertig“ und „nochmal“ war im Plenum zu hören.
Danke, Ilse van Opzeeland, für die wunderbare Erfahrung, für -das zwar in Kohorten getrennte- und dennoch gemeinsame Lernen und Erfahren bei uns auf dem Schulhof am Ottermeer!